Wahlfreier Zugriffsbestimmungsschlüssel


 

 

Entwicklung von Bestimmungsschlüsseln

Vor 25 Jahren wurden von A.L. Lobanov und Autoren  aus Sankt-Petersburg (Rußland) vier Etappen umrissen, in denen sich die Entwicklung von interaktiven Bestimmungsschlüsseln damals befand und wie sie in der Zukunft vonstatten gehen wird. Wir haben versucht, diese Einschätzung (orig. Text von 1981 kursiv wiedergegeben) aus heutiger Sicht zu kommentieren.

 

Erste Etappe

"Als erste Etappe, die bereits in der Praxis vollzogen ist und die weder theoretisches Interesse noch eine Perspektive hat, zählen wir die Einführung einer auf herkömmliche Weise, also per Hand, aufgestellten Bestimmungstabelle in den Computer. In diesem Fall nimmt der Computer weder bei der Vorbereitung der Information, noch bei der Umwandlung dieser Information in eine Bestimmungstabelle teil, sondern stellt nur einen Automaten dar, der die Benutzung dieser Tabelle beschleunigt."

 

Kommentar (Red., Stand 01.01.2007): Die ersten Versuche zur Anwendung von Computern [Großrechnern] für die Bestimmung biologischer Objekte wurden Mitte der 60iger Jahre durchgeführt. Auch bis heute wird eine Fülle von digitalisierten Bestimmungsschlüsseln im Internet und auf CD-ROM produziert, die zu dieser Kategorie gehören.

 

Zweite Etappe

"Die zweite Etappe zeichnet sich durch die Teilnahme der Computer bei der Aufstellung der Bestimmungstabelle, bei der Auswahl und der Optimierung der Information aus. Für gewöhnlich leitet der Rechner in Systemen dieses Niveaus bei einem Ruf-Antwort-Modus den Gang der Bestimmung, indem er eine schrittweise Optimierung durchführt und die Strategie des kürzesten Determinantionsweges, der größten Zuverlässigkeit der Bestimmung oder eine gemischte Strategie auswählt. Die Information über die Merkmale der Taxa wird auf dieser Etappe von dem Forscher selbst gesammelt und geordnet. Die überwiegende Anzahl an Arbeiten über die Anwendung von Computern in der biologischen Diagnostik gehört zu dieser Etappe."

 

Kommentar (Red., Stand 01.01.2007): In den letzten 6 - 8 Jahren beobachten wir eine Stagnation an Aktivitäten in Bezug auf die Entwicklung und Vervollkommnung von Identifikationsprogramme. Einen ausfürlichen Bericht über Vor- und Nachteile von allen im englischsprachigen Raum bekannten interaktiven Identifikationsprogrammen findet man bei M.J. Dallwitz (Australien).

 

Dritte Etappe

"Die dritte Etappe wird durch die Teilnahme der Computer im Prozeß der Einordnung und Formalisierung der Information über die Taxa gekennzeichnet. Als hauptsächliches Informationsmaterial für den Rechner können hier gewöhnliche textliche Beschreibungen der Taxa dienen oder sogar primäre Aufzeichnungen über die Resultate morphometrischer Forschungen einzelner Exemplare verschiedener Arten. Die Bedeutung dieser Etappe wird oftmals noch unterschätzt, obwohl heute gerade der Mangel an überprüfter, geordneter und formalisierter diagnostischer Information einen Engpaß darstellt, der die breite Einführung der Computer in die Praxis der biologischen Diagnostik aufhält. Wenn früher die hohen Kosten einer Computer-Ausstattung und der Maschinenzeit einen bremsenden Faktor darstellten, so wird auf dem heutigen Niveau der Computer-Technik die Verbreitung automatisierter, diagnostischer Systeme durch die objektiv bedingte Überforderung der professionellen Systematiker verhindert, deren Anzahl in den meisten Ländern sehr gering ist und denen es dadurch unmöglich wird, den gewaltigen Umfang an Arbeiten zur Anreicherung solcher Informationsysteme, die entsprechend aufbereitet wurden, zu bewältigen."

 

Kommentar (Red., Stand 01.01.2007): Computer werden leistungsfähiger und billiger. Das ist Fakt. Es hat sich jedoch in Bezug auf die Menge an formalisierten und überprüften diagnostischen Informationen, die für interaktive computergesteuerte Bestimmungsschlüssel geignet sind, nichts geändert. Es ist zu befürchten, dass dieser Trend fortgesetzt wird, wenn keine wirksamen Förderprogramme eingesetzt werden.

 

Vierte Etappe

"Die letzte Etappe der Entwicklung automatisierter diagnostischer Systeme ... ist die unmittelbare Bestimmung ... mit einem speziellen Empfängerblock der Computer ohne Teilnahme des Menschen im Prozeß der Bestimmung. Solches Herangehen, das auf der Muster-Erkennungs-Technik basiert, hat unbestreitbar die größte Perspektive, da es Prozesse der Vorbereitung der diagnostischen Information per Hand, die Suche sowie die Formulierung der Merkmale völlig ausschaltet."

 

Kommentar (Red., Stand 01.01.2013): Davon sind wir sicherlich noch weit entfernt (s. 3.Etappe).

 


 

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